Nordische Filmtage Lübeck 2014


  kaleizette

Die Streunerin
Die Streunerin" fordert den Vergleich zu dem Film "Lauf Junge lauf" heraus. Diese deutsch-polnisch-französische Koproduktion des Regisseurs und Produzenten Pepe Danquart, die dieses Jahr auf der Berlinale und dann hierzulande in den Kinos vorgeführt wurde, zeigt einen 9-jährigen Jungen auf der Flucht aus dem Warschauer Ghetto. In beiden Filmen liegt die Bedrohung in anderen Menschen, im Vexierspiel, kann ich vertrauen oder nicht, aber auch in der unerbittlichen Kälte und im Hunger. Die Notwendigkeit eines Verstecks ist beiden Filmen gemeinsam. Der Irrweg des Jungen führt ihn durch ganz Polen und dauert drei Jahre.

Das wichtigste an diesen Filmen sind die Darsteller der fliehenden Kinder. Im Fall des Jungen gab es den unheimlichen Glücksfall, dass er durch das Zwillingspaar Andrzej und Kamil Tkacz dargestellt werden konnte. Beide sind tolle Darsteller, sehen genauso aus, aber der eine konnte besser heulen, der andere traute sich bei den Stunts mehr zu. Die Geldausgaben konnten im Rahmen gehalten werden, weil die vom Jugendschutz geforderten Pausen eingehalten werden konnten. Während der eine vor der Kamera stand, hat sich der andere ausgeruht.

Bei der Darstellung des Mädchens hätte vielleicht mehr Geld bei der Maske geholfen. Sie wirkt zuweilen unglaubhaft sauber und wenig mitgenommen. Das sind die Momente, in denen wir nach Hollywood schielen, auch wenn wir uns bei diesem Gedanken leicht schämen. Bei der "Streunerin" sind die politischen Verhältnisse für hiesige Verhältnisse relativ undurchsichtig. Dem Zuschauer geht es wie dem Mädchen: „Auf welcher Seite ist der denn jetzt bloß?“ Der Film aus Litauen besticht vor allem auch durch seine Landschaftsaufnahmen. Einen Preis hat er nicht bekommen und das kann heißen, dass er wohl in deutschen Kinos nicht zu sehen sein wird? Aber es gibt ja noch das Fernsehen.

>>> weiter


Pressefoto, Nordische Filmtage Lübeck k