„Kleines großes Kino“ aus Paraguay


  kaleizette

Regisseur Marcelo Martinessi wollte, wie er auf der Pressekonferenz erklärt, die Übermacht der Banken verdeutlichen, die eine harmlose Frau einfach einsperren lassen können. In der Haft kann sich die Dame aus guter Gesellschaft den wirklich Kriminellen kaum entziehen. „Ich glaube, wir haben das korrupteste Justizsystem, das man sich nur vorstellen kann“, ergänzt er. Paraguay ist ein Land mit weiten Sumpflandschaften, eben auch im übertragenen Sinne.

Das Leben der introvertierten und passiven Chela ändert sich schlagartig, denn nun ist sie gezwungen, ihre Staffelei und das Haus zu verlassen. Sie muss ab jetzt ihr Leben alleine organisieren. Dabei entdeckt sie für sich völlig neue Möglichkeiten. Der Weg in die Emanzipation ist frei. Die Begegnung mit der jungen und aktiv lebensfrohen Angy (Ana Ivanova) lockt sie aus der Reserve. Chela entdeckt ihre eigenen Sehnsüchte neu.

Es sind schon sensible Antennen erforderlich, um als Nichtkenner des Landes die miserablen Zustände nach dem parlamentarischen Staatsstreich im Jahre 2012 als das eigentliche Film-Thema zu erkennen. Die dunklen Farben der Interieurs sind ein Hinweis. Nach der Vorführung schildert eine Journalistin ihr Heimatland dem internationalen Pressepublikum so: „Wir leben in einer Hölle.“

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Rechts im Bild: Ana Ivanova
Foto: Peer Kling